Ein kleiner Dorfrundgang
Reste eines Zisterzienserklosters und Antoniuskapelle
Im 13. Jahrhundert gründete der letzte Graf von Sayn, Heinrich III., ein Zisterzienserkloster in Herchen, dessen Geschichte in der Folge sehr eng mit dem Dorf verbunden war. Eine Pestepidemie Ende des 16. Jahrhunderts führte letztlich zum Ende des Klosters.
Heute sind von dem Kloster nur noch einige Ruinenreste erhalten.
Evangelische Kirche
Gegen 1550 erreichte die Reformation Herchen, woraufhin sich eine evangelische Gemeinde etablierte, zu der sich bald ca. 80 % der Bevölkerung bekannten. Es war schließlich dem Landesfürsten Philipp Wilhelm zu verdanken, dass in Herchen ein so genanntes Simultaneum eingeführt wurde: Zwei Jahrhunderte lang nutzten evangelische und katholische Christen die Kirche gemeinsam.
Bekannt ist der Herchener Pfarrer Dietrich Wilhelm Hartig, der sich zusammen mit dem Presbyterium in der Zeit des Nationalsozialismus der Bekennenden Kirche im Rheinland anschloss. Trotz der Warnung von Gemeindepolizist Buchner und der ständigen Erwartung einer Verhaftung blieb er mit seiner offenen Positionierung gegen den Nationalsozialismus standfest.
Die auf einer Anhöhe gelegene katholische Pfarrkirche Sankt Peter wurde erstmals 1131 erwähnt. Zwei Jahrhunderte lang nutzten evangelische und katholische Christen die Kirche parallel. Es handelt sich um einen Bruchsteinbau mit romanischem, viergeschossigem Westturm, Mittelschiff und spätgotischer Choranlage. Im Innenraum befinden sich unter anderem ein Triumphkreuz aus dem 16. Jahrhundert, ein frühgotischer Taufstein aus dem 14. Jahrhundert und im südlichen Seitenschiff Wandmalereien aus dem späten 15. Jahrhundert.
Villa Lequis (Humperdinckhaus)
Gegenüber dem „Haus des Gastes“ an der Siegtalstraße ragt die „Villa Lequis“ auf, in der der berühmte Komponist Engelbert Humperdinck Teile seiner Märchenoper „Hänsel und Gretel“ geschrieben haben soll.
Lohnenswert ist bei der Gelegenheit auch ein Abstecher in den kleinen, von Künstlern und Schülern des Bodelschwingh-Gymnasiums geschaffenen Skulpturenpark am Haus des Gastes. Vor dem Haus befindet sich eine Gedenktafel für den bekannten Kabarettisten
Hanns Dieter Hüsch.
Blut-Buchen und Stiel-Eichen
Herchen hat einige sehr alte und mächtige Bäume zu bieten, von denen zwei als Naturdenkmäler ausgewiesen sind:
An der Siegpromenade (Siegtalradweg) können sowohl eine Stiel-Eiche (Quercus robur) als auch eine Blut-Buche (Fagus sylvatica f. purpurea) besichtigt werden.
Diese soll ca. 200 Jahre alt sein. Im "Eichenhain" im benachbarten Stromberg sind noch weitere 30 Stiel-Eichen zu sehen, deren älteste 1990 umstürzte. Sie
wies 398 Jahresringe auf, was auf das Jahr 1592 schließen lässt.
Den sog. Thingplatz errichteten die Nationalsozialisten 1934 auf einem Bergsporn oberhalb der Ortsmitte. Er war Teil der sog. "Thingbewegung", in der deutschlandweit über 60 solcher Freilichtbühnen gebaut wurden, die Propagandainszenierungen dienen sollten.
Der Thingplatz in Herchen wurde allerdings kaum genutzt. Heute gemahnt er an den nationalsozialistischen Unrechtsstaat.
Hindenburg-Denkmal
Von dem in den 1920er Jahren zu Ehren des damaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und der Kriegstoten erbauten und im 2. Weltkrieg weitgehend zerstörten Denkmal ist heute nur noch eine Aussichtsplattform übrig, deren Besuch sich jedoch allemal lohnt. Von hier bietet sich dem Wanderer ein toller Ausblick auf die Ortsteile Herchen-Übersehn und Herchen Bahnhof.
Die „Kölner Kanonen“ stehen auf einer kleinen Plattform an der Siegtalstraße. Sie stammen aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und standen bis zum Ende des 1. Weltkrieges in Köln, ehe sie - der Legende nach - in einer abenteuerlichen Aktion nach Herchen kamen und seitdem hier ausgestellt sind. Heute führt der steile Anstieg des "Künstlerwegs" an den Kanonen vorbei hinauf zum Thingplatz.
Text und Bilder: Wolf-Rüdiger Weisbach und Stefan Läer.
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